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Nemo Folkitz has graciously undertaken a German fan-translation of my short-short story Printcrime. The PDF is here, and the text is below.

Printcrime

Kopiere diese Geschichte.

(ursprünglich veröffentlicht im ‘Nature Magazine’, Januar 2006)

Englische Originalversion:

Lizensiert unter Creative Commons (CC BY-NC-SA)

http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/

Die Polizisten zerschlugen den Drucker meines Vaters, als ich acht war. Ich kann mich noch an seinen heißen, Frischhaltefolie-in-der-Mikrowelle Geruch erinnern, und an Paps’ grimmig-konzentrieren Blick, wenn er ihn mit frischer Pampe füllte, und an die warme, frischgebackene Griffigkeit der Objekte, die er ausdruckte.

Die Polizisten kamen durch die Tür und schwangen ihre Schlagstöcke, einer von ihnen rief die Einzelheiten des Durchsuchungsbefehls durch sein Megafon. Einer von Paps Kunden hatte ihn verraten. Die i-Polizei bezahlte mit hoch konzentrierten Arzneimitteln — Leistungsverstärkern, Gedächtnisunterstützern und Stoffwechselboostern. Dinge, die ein Vermögen auf dem Ladentisch kosten; Dinge, die du zu Hause ausdrucken kannst, wenn du bereit bist, das Risiko einzugehen, dass deine Küche plötzlich mit großen, muskulöser Kerlen vollgestopft ist und harte Schlagstöcke durch die Luft zischen, die alles und jeden zusammenschlagen, der ihnen in den Weg kommt.

Sie zerstörten Großmutters Koffer, den sie aus dem alten Land mitgebracht hatte. Sie zerschlugen unseren kleinen Kühlschrank und die Reinigungsvorrichtung über dem Fenster. Mein Vogel ‘Tweety’ entging dem Tod, weil er sich in der Ecke seines Käfigs versteckte, als dieser von einem großen, gestiefelten Fuß zu einem traurigen Wirrwarr aus gedrucktem Draht zerstampft wurde.

Paps. Was hatten sie ihm angetan. Als sie mit ihm fertig waren, sah er aus, als hätte er sich mit einer kompletten Rugbymannschaft geprügelt. Sie brachten ihn vor die Tür, damit die Pressemeute ihn noch einmal gut sehen konnte, und stießen ihn dann in den Wagen. Währenddessen erzählte ein Sprecher der Welt, dass durch die organisierte Kriminalität und der Schmuggel von Paps heiße Ware im Wert von 20 Millionen angehäuft wurde, und dass mein Paps, der fiese Schurke, sich der Verhaftung widersetzt hatte.

Ich verfolgte das Geschehen in den Überresten unseres Wohnzimmers über mein Telefon, starrte auf den Bildschirm und fragte mich, wie jemand, der unsere kleine Wohnung und diese schreckliche, heruntergekommene Villa sah, es für das Haus der Nummer Eins der organisierten Kriminalität halten konnte. Natürlich nahmen sie auch den Drucker mit, und präsentierten ihn den Medien wie eine Trophäe. Sein kleiner Schrein in der Küchenzeile sah schrecklich leer aus. Als ich mich aufraffte um die Wohnung aufzuräumen und meinen erbärmlich piepsenden ‘Tweety’ zu retten, stellte ich dort einen Mixer hin. Er war aus gedruckten Teilen zusammengesetzt, also würde es nur einem Monat dauern, bis ich eine neue Halterung oder einige der beweglichen Teile neu ausdrucken musste. Damals konnte ich alles auseinanderbauen und wieder zusammensetzen, was sich ausdrucken ließ.

Als ich 18 wurde, haben sie Paps aus dem Gefängnis entlassen. Ich hatte ihn drei Mal besucht — an meinem zehnten Geburtstag, an seinem Fünfzigsten und als Mama starb. Es war zwei Jahre her, dass ich ihn zuletzt gesehen hatte und er war in einer schlechten Verfassung. Seit einem Kampf im Gefängnis humpelte er und blickte sich ständig über die Schulter, als hätte er einen Tick. Es war mir peinlich, als uns das Taxi vor dem Haus absetzte, und ich versuchte etwas Abstand von diesem heruntergekommenen, humpelnden Skelett zu halten, als wir hineingingen und die Treppe hinaufstiegen.

‘Lanie’, sagte er, als er mir einen Platz anbot. ‘Du bist ein kluges Mädchen, ich weiß das. Du hast nicht zufällig eine Ahnung, wo dein alter Paps einen Drucker und etwas Pampe bekommen könnte?’

Ich ballte meine Hände zu Fäusten zusammen, so fest, dass sich meine Fingernägel in die Handflächen bohrten. Ich schloss meine Augen. ‘Du warst zehn Jahre im Gefängnis, Paps. Zehn. Jahre. Willst du noch einmal zehn Jahre für das Drucken von Mixern, Medikamenten, Laptops und Designerhüten riskieren?’

Er grinste. ‘Ich bin nicht dumm, Lanie. Ich habe meine Lektion gelernt. Kein Hut oder Laptop ist es Wert, dafür ins Gefängnis zu gehen. Ich werde solchen Schrott nicht mehr ausdrucken. Niemals wieder.’ Er nahm eine Tasse Tee und trank ihn, als ob es Whisky wäre, ein kleiner Schluck und dann ein langes zufriedenes Ausatmen. Er schloss die Augen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

‘Komm her, Lanie, ich möchte es dir ins Ohr flüstern. Ich werde dir erzählen, was ich beschlossen habe, als sie mich zehn Jahre weggeschlossen haben. Komm her und höre deinem dummen Paps zu.’

Ich hatte Gewissensbisse, weil ich mit ihm geschimpft hatte. Er war verrückt geworden, das war ganz klar. Gott weiß, was er im Gefängnis durchgemacht hatte. ‘Was denn, Paps?’, sagte ich und beugte mich hinüber.

‘Lanie, ich werde Drucker drucken. Sehr viele Drucker. Für jeden einen. Das ist es Wert, ins Gefängnis zu gehen. Das ist ALLES Wert.’